Wie klingt Leben? In allen Tönen und Tonarten. Der kantonale Seelsorgerat lud am Samstag (26. Oktober 2019) dazu ein, auf unterschiedliche Lebensmelodien zu lauschen. 70 Frauen und Männer liessen sich in Baldegg davon ermutigen.
Sie spüre «ganz viel Energie», sagte eine Teilnehmerin in der Schlussrunde, ein gemeinsames Getragen-sein im Glauben. Sie nehme den Mut mit nach Hause, «etwas anzugehen», meinte eine andere. 70 Frauen und Männer sassen im Kreis in der Klosterherberge und liessen die Töne dieses Tages nachklingen: Takte von Lebensmelodien, zu denen sie selbst neue Noten gesetzt hatten.
«Leben zum Klingen bringen»: Dieses Thema hatte der Katholische Seelsorgerat Luzern (KSRL, siehe Kasten) für seinen Glaubens- und Begegnungstag gewählt, der alle zwei Jahre stattfindet. Er lud neun Frauen und Männer ein, ihre Erfahrung zu teilen, wie Leben klingen kann. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten sich in diese Lebensgeschichten ein, sangen und spielten mit oder horchten miteinander in die Stille.
Etwa bei Hildegard Aepli, Initiantin des Projekts «Kirche mit* den Frauen». Mit ihr hatten vor drei Jahren 1600 Gleichgesinnte ihre gemeinsame Sehnsucht nach einer offeneren Kirche zu Fuss nach Rom, zum Papst, getragen. «Mein Leben kommt dann zum Klingen, wenn ich bereit bin, einen Schritt in die Richtung zu gehen, die mich lockt», sagte Hildegard Aepli. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, einen solchen Schritt zu tun, wie die Theologin und Musiktherapeutin Judith von Ah erfahrbar machte. Ihr Grundsatz: «Es gibt keine falschen Töne.»
Die Theologin und Schriftstellerin Jacqueline Keune wiederum befasste sich mit dem Wohl- und Missklang von Sprache. Kantonsrat Roger Zurbriggen verglich die Politik mit einem Harfenspiel. Ursula und Stefan Hüsler schilderten, was ihnen trotz Schicksalsschlägen in der Familie («zwischendurch reisst eine Saite») Kraft gibt, «mit dem Du und Ich wieder auf den Weg zu gehen».
Oder Vreni und Alois Eberli: Geprägt vom Verlust eines Sohnes, berichteten sie davon, wie sie in ihrem Schmiedeatelier persönliche Grabmäler schaffen, die zur verstorbenen Person passen. Da kann ein Stein, eingefasst von einem metallenen Strahlenkranz, zu einem Geschichtenbuch werden, in dem sich in Gedanken blättern lässt
«Klingen denn Steine?», fragte Thomas Villiger von der Vorbereitungsgruppe. «Vielleicht», antwortete er selbst. «Sie lehren uns jedenfalls, an etwas dran zu bleiben. Steine, Lebenssteine, spielten eine wichtige Rolle an dem Tag. Sie gingen von Hand zu Hand, bildeten einen Haufen in der Mitte und wurden zu einem grossen «Du» am Boden gelegt. «Du und ich bringen Leben zum Klingen», sagte Sr. Beatrice Kohler. Seelsorgeratspräsidentin Franzisca Ebener knüpfte hier an: «Leben in Fülle klingt in Gemeinschaft nachhaltiger.»
Dominik Thali
Wer «z Chele» möchte in den Krienser Heimen, die Kapelle aber nicht mehr selber aufsuchen kann, erhält Hilfe von der Begleitgruppe Heimgottesdienste. Dafür zeichnet die katholische Kirche im Kanton Luzern die 29 Frauen jetzt mit dem 6. «Dank Dir!»-Preis für Freiwilligenarbeit aus. Dieser wurde heute (8. Juni 2019) als Überraschung vergeben.
Die Gruppe ermögliche es den Bewohnerinnen und Bewohnern der Heime Grossfeld und Zunacher, ihren Glauben auch im Alter und trotz körperlicher Einschränkungen zu leben, schreibt die Jury in ihrer Begründung. Im Heim sei das Leben oft fremdbestimmt; da stille die Begleitung zum Gottesdienst persönliche Bedürfnisse. «Das schafft Beheimatung, stellt Kontaktmöglichkeiten her und verbindet Lebenswelten.»
Die Landeskirche und der Seelsorgerat zeichnen seit 2014 Freiwillige mit dem «Dank Dir!»-Preis aus, «weil freiwilliges Engagement in unserer Gesellschaft und gerade in der Kirche unbezahlbar und nicht wegzudenken» sei, wie Synodalratspräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler bei der Preisübergabe sagte. Sie ist eines der sieben Jurymitglieder. «Die einen setzen sich im Verborgenen ein, andere nehmen wir gut wahr.» Mit dem «Dank Dir!»-Preis solle oft als selbstverständlich wahrgenommenes Engagement öffentlich anerkannt werden.
Die Kirche soll nahe bei den Menschen bleiben, auch wenn Personal und Geld knapp werden. Damit befasste sich der katholische Seelsorgerat des Kantons Luzern an seiner Impulstagung in Baldegg.
Den katholischen Seelsorgerat des Kantons Luzern hat die „Baustelle Kirche“ inspiriert und den hoffnungsvollen Satz aus Markus 1.15 in den Raum gestellt: «Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.» Im Kontext heisst es, dass Jesus Mitarbeitenden aus Fischerkreisen gesagt hat: Kommt mit, ich will euch zu Menschenfischern machen!
Die neue Seelsorgeratspräsidentin, Franziska Ebner, begrüsste die an der Tagung Teilnehmenden und stellte sich vor. Sie ist 40-jährig und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern im Schulalter in Rothenburg, wo sie als Katechetin unterrichtet. Sie ist seit zwei Jahren Mitglied des Seelsorgerats. «Das Arbeiten über die Pfarreigrenze hinaus bereitet mir grosse Freude. Kraft und Motivation gibt mir auch das Alltägliche, einfache Dinge wie ein spontanes Gespräch oder ein Sonnenuntergang. Da treffe ich immer wieder auf Gottesspuren. Ich bin mir daher sicher, dass sich die Arbeit für die Kirche und in der Gemeinschaft lohnt», sagte sie. Sie sprach das Tagesgebet.
Thomas Villiger vom Fachbereich Pastoral der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern, stellte im spirituellen Einstieg seine zwei Leitsätze vor:
Bischofvikar Ruedi Heim erklärte das Prinzip «Zeit vor Raum», oder der Entwicklungsprozess der Kirche ist wesentlicher als das gewünschte Ziel. Dafür braucht es Zeit, vor allem Vertrauen, Mut, Offenheit und Nähe. Killer dieses bereits eingeschlagenen Weges sind Trägheit und Menschenfurcht.
Damian Kaeser-Casutt, Abteilung für «Pastorale Entwicklung und Beratung» des Bistums St. Gallen, und Brigitta Helbling-Wildhaber, Mitarbeitende in der Seelsorgeeingheit Magdenau, zeigten, wie sie das Problem des Personalmangels positiv angingen und bearbeiten. Das Leitwort aus Hosea 10,12 ist Motivation für die St. Galler: «Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen; dann wird er kommen und euch mit Heil überschütten.» Sie streben ein kollegiales Führungsmodell an, bei dem die Hierarchien nicht ausgekostet oder missbraucht werden. Begegnung, Nähe auf Augenhöhe ist gefragt. Es sollen Kompetenzen und seelsorgerliche Aufgaben auch an fähige, motivierte Freiwillige übertragen werden.
Es sollen neue pastorale Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Zu den noch verbleibenden Seelsorgenden soll Sorge getragen werden.
Nach dem Mittagessen aus der Klosterküche wurde rege diskutiert, welche Impulse man mitnehmen will. Was sieht man als grösste Herausforderung. Welche Unterstützung bräuchte man in den Pfarreien ?
Sr. Renata feierte musikalisch am Flügel mit, indem sie uns einstimmte, immer wieder das Lied: «Vertrauen ist ein Schritt. Vertrauen ist Schritt für Schritt. Vertrauen ist gehen, immer weiter gehen» spielte, das nach und nach zum Mitsingen animierte. Sr. Karin trug die Legende von Francesco und Chiara mit dem Kirchenbau vor, in der die beiden nach vollendetem Bau ein Feuer entfachten, als Zeichen des Geistes der von diesem Werk ausgehen soll. Zum Schluss durfte jede und jeder ein Licht bei der Kerze aus dem Gerüst nehmen und auf den mit farbigen Tüchern belegten Boden davor stellen mit einem stillen oder ausgesprochenen Wunsch in die Zukunft. „Möge die göttliche Kraft das Licht in den Pfarreien nicht ausgehen lassen“, formulierte Thomas Villiger in seinem Schlussgebet.
Voll Hoffnung und Zufriedenheit ging man dann auf den Heimweg
Emil Barmet, Hildisrieden